(oder: warum ich nicht unterschrieben habe)
Von dem sich immer schneller drehenden Karussell an offenen Briefen und deren Kommentierung habe ich mich auf meinem Blog weitgehend ferngehalten. Aufmerksame Leser haben womöglich trotzdem zwischen den Zeilen gelesen, vor allem im Hinblick auf das, worüber ich
nicht geschrieben habe.
Zum einen: mein Blog ist meine Party, wie es so schön heißt, zum anderen – viel wichtiger – stand ganz zu Anfang parallel zu den aktuellen Entwicklungen eine Predigt unseres Herrn Pfarrers, in der dieser die Frage anriß, ob man sich mit dem Schreiben offener Briefe manchmal wirklich einen Gefallen täte, weil diese an Dinge rührten, an die man nicht rühren darf. Später dann: Man sollte auch bei Dingen, für die es sich lohnt, mit ganzer Hingabe einzutreten, einen kühlen Kopf bewahren. Genau.
Auf Aufforderungen im Stile von (wenn ich mich recht erinnere) „Noch nicht unterschrieben? Jetzt aber hin!“ mag ich sowieso nicht reagieren, wahrscheinlich ist das der etwas rebellische, typisch württembergische Zug in mir. Ich möchte etwas aus Einsicht heraus tun, und nicht, weil viele es tun.
Zum Fest der Kathedra Petri paßt es allerdings wirklich gut, etwas darüber zu schreiben. Der Dienst, den wir am Fest Kathedra Petri besonders betrachten, ist das Lehramt des Petrus und das Hirtenamt der Kirche.
Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes wird den Bischöfen in der ersten Lesung des Festes aufgetragen. Im Evangelium hören wir dann ein Versprechen des Herrn selbst, auf das wir uns getrost und vertrauensvoll verlassen können:
Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Offene Briefe und immer neue Mahnungen an die, die zum Hirtenamt in der Kirche bestellt sind, helfen uns nicht weiter, sie schaffen nur Unfrieden und verhärten die Herzen. Im Grunde tut auch die Petition nichts anderes. Ich meine, es ist ein Unterschied, ob ich an einen Bischof oder an einen Priester schreibe, um ihn zu bestärken: „Ich finde es wunderbar, daß Sie … gern möchte ich Ihnen an dieser Stelle einmal dafür danken“ oder ob ich von Rechten schreibe und von dem, was ich meine, das mir zusteht: „Sorgen Sie dafür, daß…“, „Wir haben ein Recht darauf, daß…“
Bei all dem Hin- und Herschreiben und Unterzeichnen ist mir diese Stelle aus den Briefen des Apostels an die Gemeinde in Korinth in den Sinn gekommen:
Es wurde mir nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloë berichtet, daß es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, daß jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos – ich zu Kephas – ich zu Christus. Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1, 11-13)
Mir klingt das im Moment oft ähnlich: Ich halte zum Memorandum – ich zur Petition – ich zu Papst Benedikt – ich zu Christus. Das wunderbare daran, zu einer Weltkirche zu gehören und auch eine der wichtigen Aufgaben des Papstamtes ist, uns jeweils die richtige Perspektive bzw. Relation aufzuzeigen und so manches vielleicht temporär wichtig erscheinende wieder etwas geradezurücken.
In der gestrigen Predigt unseres Weihbischofs em. zum Fest der Kathedra Petri bezog er sich auf die Lukaspassion, in der es heißt:
Ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt.
Das ist ein Gebet für den Nachfolger Petri, das wir sprechen sollten: Wir haben für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. In der Tat tun wir es bei jeder Heiligen Messe, um den Papst zu stärken bei seinem schweren Amt.